Produkt- und Konzeptpiraterie  





Schutz gegen Piraten

Wenn über Produktpiraterie gesprochen wird, fällt meist der Name China. Das Land als den "großen Sünder" hinzustellen greift aber zu kurz: "Akteure finden sich überall, auch in dunkel geleiteten Vorstandsetagen", schreibt Nicolas Sokianos, Herausgeber des Buches "Produkt- und Konzeptpiraterie". Etwa auch in der Formel1: Dort wurde 2004 ein ehemaliger Ferrari-Ingenieur festgenommen, der streng geheime Daten von Michael Schumachers Weltmeisterwagen mit zu seinem neuen Arbeitgeber Toyota genommen hatte. Wohl nicht zufällig ähnelte der Rennwagen der Japaner in dem Jahr seines Wechsels auffällig dem Ferrari-Auto.

Laut Sokianos werden fünf bis sieben Prozent des gesamten Welthandels mit abgekupferten Produkten gemacht - ein Schaden von 300 bis 500 Millionen Euro. Für die Fälscher ein einträgliches Geschäft. Bei kopierten Markentextilien oder Software locken Margen von bis zu 900 Prozent, da hohe Kosten für Forschung und Marketing wegfallen. Da verwundert es nicht, dass immer mehr Firmen von Fälschungen betroffen sind. Für die Autoren des Buches, Wissenschaftler und Praktiker, sind die betroffenen Unternehmen allerdings häufig mit schuld. Viele vernachlässigen den rechtlichen Schutz ihrer Entwicklungen und machten es den Piraten allzu leicht.

Die Buch-Beiträge bieten eine Reihe von praktischen Tipps, wie Unternehmen sich besser schützen können. In China sei beispielsweise bei Gerichtsverfahren gegen Plagiatoren der Verhandlungsort entscheidend. Während Richter in Shanghai oder Peking meist gut ausgebildet seien und unabhängig entschieden, sehe es in den westlichen Provinzen häufig finster aus. Die Gerichte seien inkompetent oder korrupt - oder beides.

Vieles in Sokianos Buch dürfte vor allem für Experten in betroffenen Unternehmen interessant sein, aber auch Leser mit wenig Vorwissen können einiges lernen.

(Wirtschaftswoche Nr. 29 2006; Till Hoppe)


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